Schloss Kratochvíle

Zámek Kratochvíle blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Das Grundstück, auf dem sich das Schloss befindet, gehörte zunächst dem Zlatá Koruna-Stift. Im 15. Jahrhundert stand dort ein Bauernhof namens Leptáč. Der Gründer der südböhmischen Teiche, Jakub Krčín von Jelčany, errichtete dort einen neuen Hof und ringsum ein ausgedehntes Jagdfeld. Das Objekt entwickelte sich so charmant, dass Vilém von Rožmberk 1579 mit Krčín einen Grundstückstausch vereinbarte. Krčín bekam dafür die Stadt Sedlčany mit zehn Dörfern.

Der anspruchsvolle Bau von Zámek Kratochvíle

Mit Schloss Kurzweil erfüllte sich Vilém von Rožmberk einen Jugendtraum. Rožmberk hatte wie so viele Adlige Italien besucht und träumte dann von einem Sommerschloss nach italienischem Vorbild in Böhmen. Damit das Projekt den Vorbildern standhalten konnte, beauftragte er den italienischen Baumeister Baldassar Maggi von Arogno mit dem Bau.

Die Ausführung erwies sich als anspruchsvolle Aufgabe, denn hier musste der Baumeister mit sehr sumpfigem Gelände zurechtkommen. Um das Gebäude überhaupt errichten zu können, wurde der Baugrund zunächst mit Hilfe von Erlen- und Eichpfählen gesichert.

In erstaunlich kurzer Zeit, zwischen 1583–1589, entstand das Schloss. Da ringsum auch eines der größten Jagdgehege Böhmens entwickelt wurde, waren die Jagdmalereien im Gebäude überaus passend. Die Szenen hatte man zwei Büchern entlehnt.

Auch wenn es für das Schloss kein direktes Vorbild gibt, erinnert es in seinem Grundriss ein wenig an die berühmte römischen Villa Farnesina, die zwischen 1505–1511 nach Entwürfen von Francesco di Giorgio Martini erbaut wurde.

Die vielen Besitzer des Schlosses Kurzweil

Als Vilém von Rožmberk 1592 starb, übernahm Peter Vok als letzter aus dem Geschlecht der Rosenberger das Schloss. Er rettete sich und sein Gefolge dorthin, als 1598 in Český Krumlov die Pest ausbrach. Eine finanzielle Zwangslage zwang ihn 1601 die Domäne einschließlich des Schlosses an Kaiser Rudolf II. zu verkaufen. Der kannte es allerdings nur von Bildern und besuchte seinen neuen Besitz nie.

1622 kaufe der Adlige Johannes von Eggenberg das Anwesen und das Schloss Kratochvíle.

1719 ging es an das Haus Schwarzenberg. Bald darauf hörten die häufigen Jagdbesuche auf und die Herrschaften wandten sich stattdessen den Schlössern Ohrada und Libějovice zu. In Schloss Kratochvile hingegen wurden Wohnungen für Angestellte gebaut.

In der Folge hatte das Schloss bis zum 19. Jahrhundert noch einige andere Verwendungszwecke. Doch es sollte zu noch größeren Umwälzungen kommen.

Die neue Zeit nach der Bodenreform

Ab 1919 kam es durch die Ersten Bodenreform zu großen Umbrüchen im ganzen Land. Die Güter, Wälder und Ländereien wurden neu verteilt. Die Burg Kratochvíle wurde 1922 Eigentum des Staates, genauer gesagt des Landwirtschaftsministeriums. Dem Ministerium wurden während der Reform Teiche, zwei Restgüter und die Wälder des Netolice-Anwesens zugesprochen. Mehrere Landwirtschaftsgebäude in der Nähe des Schlosses dienten dann als Wohnungen für pensionierte Landswirtschaftsangestellte. In den Jahren 1926-1933 wurde hier ein kleines Landwirtschaftsmuseum eingerichtet. Am Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss dazu, die Sammlungen des Stadtmuseums České Budějovice zu erhalten.

80er Jahre – Heimat für eine Filmausstellung

Im Jahr 1981 schließlich weilte eine einzigartige Ausstellung tschechischer Animationsfilme mit Originalwerken von Václav Čtvrtek, Břetislav Pojar, Jiří Trnka, Hermína Týrlová und Karel Zeman im Schloss. Die Ausstellung wurde 2007 geschlossen.

Alles auf Anfang

Nun begann die Zeit der Rückbesinnung auf die Anfänge. Das Schloss wurde über mehrere Jahre restauriert. Kein einfaches Unterfangen, denn vieles von dem Original-Inventar hatte der Filmausstellung weichen müssen. Mit Hilfe einer Inventarliste aus dem 16. Jahrhundert konnte man die Einrichtung der Räume weitgehend rekonstruieren.

Heute erstrahlt alles wieder in altem Glanz. Besucher fühlen sich meist schon kurz nach der Ankunft in die Zeit der Rožmberk zurückversetzt, so lebendig wirken die restaurierten Räume. Vilém von Rožmberk war sehr gebildet, verfügte er doch über eine imposante Bibliothek mit über 11.000 Bänden. Außer der Eingangshalle, seinem Arbeitszimmer und dem prächtigen Schildpatt-Kabinett sieht man während der Führung auch Räume des ehemaligen Kämmerers der Rosenbergs und ein prächtiges Schlafzimmer von Johann Zrinsky von Seryn, einem Neffen der letzten Rosenbergs. Im „Goldenen Saal“ finden heute noch Konzerte statt, da die Akustik ausgezeichnet ist.

Langweilig wird es im Schloss Kratochvile garantiert nicht, wie ja auch der deutsche Name „Kurzweil“ des Schlosses schon verspricht.

 

Fotos:

Kratochvile von Aleš Makovec, [CC-BY-SA-3.0], Wikimedia Commons