Zámek Kratochvíle - Schloss Kurzweil

Vilém z Rožmberka (Wilhelm von Rosenberg) war Oberster Burggraf und Oberstlandeskämmerer von Böhmen, aber auch Führer der gemäßigten Katholiken Tschechiens. Mit Zámek Kratochvíle erfüllte er sich einen Jugendtraum.

Der berühmte Adelsspross wurde am 10. März 1535 als Sohn von Jost III. von Rosenberg und dessen zweiter Frau Anna von Roggendorf  in Schloss Schützendorf in Oberösterreich geboren. Nach dem Tod seines Vaters wurde zunächst sein Onkel Petr V. von Rožmberk sein Vormund, später Albrecht von Gutštejn, Oldřich Holický von Šternberk und Jeroným Šlik .

Ab dem 7. Lebensjahr besuchte Wilhelm eine protestantisch geprägte Privatschule in Bunzlau. Danach erhielt er seine Ausbildung im Internat in Passau, wo er neben den Geistes- und Religionswissenschaften auch viel über das Umfeld der mitteleuropäischen Aristokratie lernte.

Wilhelm von Rosenberg
Wilhelm von Rosenberg

Mit 16 wurde Wilhelm durch Ferdinand I bereits als volljährig erklärt. Gleich danach übernahm er die Verwaltung der Rosenberg-Güter von seinen Vormündern und die Herrschaft über das Vermögen seiner Familie. Als Residenz diente ihm Schloss Český Krumlov, welches in seinem Auftrag im Stil der Renaissance umgebaut wurde. Die Inspirationen für seine Bauten, so auch für das Schloss Kurzweil, holte sich Wilhelm während einer Italienreise in seiner Jugend. Italien gehörte damals zu den führenden Ländern Europas und war insbesondere auf den Gebieten der Kunst und Architektur stilprägend. Wer als junger Adliger etwas auf sich hielt, der reiste damals nach Italien, um sich zu bilden und den Horizont zu erweitern. So auch Wilhelm, der von dem südlichen Land so fasziniert war, dass er die frischen Eindrücke Zu Hause gleich in seine Baupläne einfließen ließ. So verwundert es auch nicht, dass seine Schlösser und Parks wie italienische Landvillen wirken.

1570 wurde Wilhelm von Rosenberg zum Obersten Burggrafen ernannt, immerhin das höchste Amt im Böhmischen Königreich. Dadurch betraute man ihn mehrfach mit diplomatischen Aufgaben. So wurde er zum Beispiel zweimal nach Deutschland entsandt, wo er mit Kaiser Maximilian II. über die weitere Vorgehensweise im Kampf gegen die Türken verhandelte. Später stand er dem böhmischen König Rudolf II. bei Verhandlungen um die Kaiserkrone bei. Auch Erzherzog Ernst von Österreich konnte auf seine Unterstützung zählen, als der sich um die polnische Krone bewarb. Die Bemühungen waren zwar nicht erfolgreich, trugen Wilhem aber viele Sympathien ein.

Der geschickte Diplomat hätte in der Folge sogar selbst Chancen auf den polnischen Königstitel gehabt, verzichtete aber zugunsten des böhmischen Königs. Stattdessen setzte Wilhelm von Rosenberg auf Sicherheit und Kontinuität in seiner böhmischen Herrschaft und begnügte sich mit seiner Rolle als tschechischer „Vizekönig“. Für seine diplomatischen Verdienste wurde er 1585 mit dem Orden des Goldenen Vlieses ausgezeichnet.

Neben der Ausübung seiner politischen Ämter förderte Wilhelm von Rosenberg Wissenschaft, Musik, Literatur und Architektur. Er und sein Bruder Peter Wok von Rosenberg waren als Mäzene bekannt. Beide unterstützen die Karlsuniversität und gründeten Mittelschulen. Sie legten eine umfangreiche Bibliothek mit kostbaren Handschriften und Inkunabeln an. In Wilhelms Schloss wohnten die Wissenschaftler Anselmus de Boodt, John Dee und Edward Kelley.

Peter Wok
Peter Wok von Rosenberg

 

1580 bekam Wilhelm von seinem Wirtschaftsverwalter Jakob Krčín von Jelčan ein großes Wildgehege und den Hof Rohn bei Netolice. Hier ließ er das Schloss Kratochvíle erbauen. Der Eintrittssaal mit zahlreichen Wandmalereien mit Jagdszenen zeugt davon, dass Schloss Kurzweil vor allem als Jagdschloss genutzt wurde.

Neben den Schlössern Kratochvíle und Český Krumlov ließ der auch Schloss Třeboň (Schloss Wittingau) im Stil der Renaissance umgestalten. Ebenso wurde die Feste Libějovice zu einem Renaissance-Schloss erweitert. sein Onkel Peter hatte den Rosenbergpalast auf der Prager Burg erbauen lassen. Auch diesen ließ der von einem italienischen Baumeister erweitern.

Wilhelm war viermal verheiratet, aber alle Ehen blieben kinderlos. Die ersten drei Frauen Katarina von Braunschweig, Sophie von Brandenburg, Anna Marie von Baden stammten aus deutschen Fürstenfamilien. Die vierte Polyxena von Lobkowicz aus der führenden tschechischen Adelsfamilie Pernštejn. Die Ehen mit den deutschen Adelsdamen stärkten seinen Einfluss im Heiligen Römischen Reich, weit über die Grenzen Böhmens hinaus.

Wilhelm von Rosenberg starb am 31. August 1592 in Prag. Sein jüngerer Bruder Peter Wok übernahm die Regentschaft. Da auch Petr Vok aus Rožmberk keinen Nachkommen hatte, waren sie die letzten männlichen Mitglieder ihrer Familie, wodurch 1611 die Geschichte des Geschlechts der Rosenberger endete.

Fotos:

Schloss Kurzweil von Krabat77Eigenes Werk, [CC BY-SA-3.0], Wikimedia Commons
Wilhelm von Rosenberg von Mistr pánů z RožmberkaOndraness, [Public Domain], Wikimedia Commons
Peter Wok von Rosenberg von AcomaEigenes Werk, [CC BY-SA-3.0], Wikimedia Commons